„Risiken angehen mit System. Das tut unserer Praxis gut – und den Patienten“

Interview mit Dr. Armin Wunder

Facharzt für Allgemeinmedizin in Frankfurt am Main und CIRSforte-Teilnehmer der ersten Stunde.

Dr. Wunder, Ihre Gemeinschaftspraxis war eine der ersten, die sich für das Projekt CIRSforte angemeldet hat. Warum?

Dr. Armin Wunder: „Weil wir in Sachen Fehlermanagement noch besser werden wollen. Bereits seit einigen Jahren nehmen unerwünschte Ereignisse bei der Behandlung unserer Patienten Platz in unseren Teambesprechungen ein. Mit der Teilnahme an der CIRSforte-Studie soll das Risikomanagement jetzt noch mehr Aufmerksamkeit erfahren. Davon profitiert die Motivation im gesamten Team und die Sicherheit unserer Patienten.“

Was versprechen Sie sich konkret von der Teilnahme an CIRSforte für Ihre Praxis?

Dr. Armin Wunder: „Dass wir kritische Ereignisse noch besser erkennen und vor allem vermeiden können. Die Workshops, der Erfahrungsaustausch mit anderen Praxen, die Berichte, die uns dazu bringen, unsere Arbeit gezielt zu hinterfragen, die gemeinsame Reflexion in den Teambesprechungen – das gibt dem Ganzen mehr System und gestaltet die Fehlerkultur in unserer Praxis noch ein Stück weit professioneller. Durch die regelmäßigen Berichte und Fragebögen wissen wir z. B. auch immer, wo wir stehen und auch, welche Fortschritte wir schon gemacht haben“.

Und welche sind das?

Dr. Armin Wunder: „Wir achten noch mehr auf Fehler und sprechen auch offener darüber und zwar ohne Hierarchiegrenzen. Uns ist dabei wichtig, kritische Ereignisse zu „ent-emotionalisieren“ und diese mit guten Instrumenten, die wir für die Fehlerbewertung haben, sachlich und ohne  Schuldzuweisungen zu analysieren. Wir denken in Lösungen, nicht in Fehlern.“

Haben Sie ein aktuelles Beispiel, wie Sie in Ihrer Praxis mit unerwünschten Ereignissen umgehen?

Dr. Armin Wunder: „Wir hatten vor einiger Zeit einen Fall mit einem Blutzuckermessgerät: Die Mitarbeiterin hielt das Gerät falsch herum und las deswegen einen alarmierend hohen Wert ab. Daraufhin kam die Patientin vollkommen unbegründet ins Krankenhaus. Wir haben den Fehler im Team sachlich besprochen und unsere Prozesse überdacht: Das Gerät wurde entsprechend markiert, Anfänger werden jetzt besser eingewiesen und die Ergebnisse immer noch einmal gegengecheckt. Das sorgt für Sicherheit nicht nur bei den Patienten, sondern auch bei den Mitarbeitenden“.